2016 Der Schweinehirt und die Steinkohle

Wie ein Schweinehirte die Steinkohle fand 

Im Muttental, nahe der Stadt Witten, hütete einst ein Schweinehirt seine Tiere. Weil es recht kalt war, sammelte er etwas Holz, zündete ein Feuer an und wärmte sich. Als der Abend herein brach, machte er sich auf den Heimweg. Er wunderte sich, dass das Feuerchen immer noch brannte, obwohl doch das Holz längst verbraucht war. „Die feuchte Nacht wird es schon löschen“, dachte er und ging nach Hause.

Als er am nächsten Tag mit seinen Schweinen zurückkehrte, erschrak er. Das Feuer brannte noch immer und hatte sich sogar ausgebreitet. Nun schaute er genauer nach und sah, dass die glänzenden schwarzen Steinbrocken sich entzündet hatten, die er hier schon häufig gefunden hatte. Sie waren es, die das Feuer nährten.

Der Junge nahm einige dieser Brocken mit nach Hause und legte sie in den Ofen. Sie brannten tatsächlich. Seine Familie brauchte von nun an nur noch wenig Brennholz zu sammeln, denn fortan heizten sie ihr Häuschen mit diesen schwarzen Steinen, die so gut und lange wärmten. Der Schweinehirte nannte sie Steinkohle, denn sie brannten noch besser als die Holzkohle, die von den Köhlern in den Wäldern mühsam gewonnen wurde.

Einige Jahre danach suchte der König des Landes einen Mann für seine Tochter. Sie sollte den heiraten, der ihr die schönsten Edelsteine bringen würde. Der Schweinehirte dachte an seine schwarzen glänzenden Steine und machte sich damit auf den Weg zum Königshof.

Viele vornehme Prinzen waren erschienen, um das Herz der Prinzessin mit glänzenden Diamanten und anderem Geschmeide zu gewinnen.

Der Schweinehirte in seinem armseligen Hirtengewand sollte zuerst gar nicht vorgelassen werden. Doch er ließ sich nicht abweisen. Als er vor der Prinzessin und ihrem Vater stand, lachten sie ihn aus. „Das sollen Edelsteine sein?“, fragten sie. Doch da nahm der Junge das schwarze Gestein und legte es in ein Feuer. Es begann bald in den schönsten Farben zu glühen und verbreitete außerdem noch eine behagliche Wärme.

Solche Edelsteine hatten weder die Prinzessin noch der König je gesehen. Die Königstochter war sicher, den richtigen Mann gefunden zu haben. Schon bald feierte sie Hochzeit mit dem früheren Schweinehirten, der ihr diese wundersame schwarze Steinkohle geschenkt hatte. Sie wurden glücklich und man sagt, sie hätten nie in ihrem Leben gefroren.

Bild: Hamsterkiste

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