36 Xerxenia
Eines Nachts hatte der Lehrer einen Traum. Er träumte, eine Frau nähere sich der Schule. Sie war schon alt, hatte einen krummen Rücken und nur noch wenig Zähne im Mund. Als sie näher kam, erkannte der Lehrer, dass sie auf einem Besen saß, der leise brummte und über dem Erdboden schwebte.
"Wer bist du denn?" fragte der Lehrer. "Ich bin Xerxenia. Ich bin eine Zauberin," erwiderte die Frau. "Und ich dachte schon, du wärst eine Hexe", meinte der Lehrer. "Ich bin doch keine Hexe," entgegnete die Frau. "Hexen gibt es doch gar nicht, du Dummkopf. Das haben böse Menschen früher behauptet, obwohl sie nichts verstanden". "Und was kannst du zaubern"? fragte der Lehrer.
"Ich kann machen, dass Menschen fröhlich und glücklich werden", sagte da die alte Frau. "Das ist ja toll," meinte der Lehrer. "Dann mach doch mal meine Kinder fröhlich und glücklich", wünschte er sich. "Nichts leichter als das. Wo sind sie denn?" fragte Xerxenia. Der Lehrer pfiff mit seiner Pfeife und die Kinder kamen herbeigelaufen.
Xerxenia strahlte. Sie holte aus einer tiefen Tasche in ihrer Schürze ein Gläschen, in dem sich kleine Staubkörner befanden, die golden schimmerten. Sie nahm eine Flasche, füllte sie mit Wasser, gab die goldenen Staubkörner dazu, außerdem etwas Honig und drei Brombeeren. Dann schüttelte sie die Flasche, dabei sprach sie merkwürdige Sprüche, die man nicht verstehen konnte.
Schließlich durfte jedes Kind einen kleinen Schluck trinken. Plötzlich hörte man ein Kichern. "Ich bin ja ganz leicht", rief ein Mädchen. Ein Junge lachte laut, nahm einen kurzen Anlauf und schwebte durch die Luft. Die anderen taten es ihm nach. Schließlich flogen alle Kinder in der Gegend herum, langsam wie Seifenblasen, aber alle mehrere Meter über dem Erdboden. Sie lachten und jauchzten, jodelten und kicherten, sangen und schnitten Grimassen.
Der Lehrer hatte nichts von dem Zaubertrank abbekommen. Angestrengt blickte er in die Luft und verstand die Welt nicht mehr. Dann hörte er ein Wiehern. Das war bestimmt Hannes. Davon erwachte der Lehrer - und der Traum war vorbei. Er lag in seinem Bett in seiner Kammer. Erst langsam begriff er, dass er alles nur geträumt hatte. Aber der Traum hatte ihm wunderbar gefallen.
Am anderen Morgen, als alle Kinder, der kleine dicke König und die Königin sich wieder im Klassenraum versammelt hatten, erzählte er ihnen die Geschichte von Xerxenia, der Zauberin, die Kinder fröhlich und glücklich machen konnte. Den Kindern gefiel die Geschichte sehr. Sie begannen zu kichern, zu lachen, zu singen und zu jodeln. Es war ein ziemlicher Lärm, aber alle waren fröhlich. Und weil sich alle freuten, wurden sie immer lustiger, einige hielten sich schon den Bauch vor Lachen. Auch die Königin quietschte laut. Das tat sie, wenn sie gute Laune hatte. Der kleine dicke König hielt sich die Ohren zu, aber sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
Der Lehrer freute sich mit. Irgendwann fiel ihm auf, dass die Kinder sich genauso verhielten wie die in seinem Traum, nur fliegen und schweben konnten sie nicht. Als sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, schrieb der Lehrer zur Erinnerung an die Zauberin Xerxenia die Buchstaben X und x an die Tafel. Die Kinder schrieben die Buchstaben in der Luft und auf ihren Tischen nach. Dann rannten sie auf den Schulhof und zeichneten sie in den Sand, wohl mehr als 100 mal. Dabei schnatterten sie laut durcheinander. Der kleine dicke König und die Königin übten auf ihren Schiefertafeln, bis der Diener ihnen und dem Lehrer warmen Kaffee mit Milch servierte.
Und wie immer sah das Pferd Hannes dabei zu. Er hatte die Geschichte, die der Lehrer erzählte, nicht verstanden. Aber es hatte ihm sehr gut gefallen, dass alle fröhlich und ausgelassen waren. Das fand er zum Wiehern schön.
Das könntest du tun:
- Lies die Geschichte vor oder erzähle sie möglichst lebendig. Weise darauf hin, dass es Hexen niemals gegeben hat.
- Dann stelle einige Fragen zum Text:
- Wer näherte sich eines Tages der Schule?
- Geschah dies wirklich?
- Wie hieß diese Frau?
- Was konnte sie angeblich?
- Was geschah im Traum des Lehrers mit den Kindern?
- Wodurch wurde der Lehrer geweckt?
- Was tat er am anderen Morgen?
- Was löste die Geschichte in ihnen aus?
- Wie verhielten sich die Königin und der kleine dicke König?
- Wie fand Hannes das, was er erlebte?
- Nun schreibe ebenfalls das große X und das kleine x an die Tafel und lass die Kinder probieren, so wie sie es inzwischen gewohnt sind.
- Drucke dieses
Arbeitsblatt aus. Die Kinder können das X und das x nachschreiben und es beliebig oft auf dem Blatt probieren.
- Als Sprechübung können sie den Buchstaben mit den Vokalen verbinden: xa-xe-xi-xo-xu / xo-xu-xi-xe-xa / xi-xe-xu-xa-xo - usw.
- Sie können die neuen Buchstaben X und x auch mit den bereits bekannten Buchstaben verbinden und Wörter schreiben: Xexenia - Hexe - Axt - hexen -Nixe - Sie können diese Wörter und andere Wörter im Chor sprechen. Weise auch darauf hin, dass man manchmal dein x spricht, aber ein chs schreibt, z. B. in Fuchs.
- Ihr könnt auch noch die folgende Onlineübung probieren.