23 Bauer Bollejan

Bauer Bollejan war sauer. Irgendwie ging heute alles schief. Seine Frau war nicht zuhause, weil sie eine Tante besuchte. Von seinem Frühstücksei ließ sich die Schale nicht richtig abpellen, der Tee war kalt geworden und seine Lieblingskuh hatte ihn am Morgen beim Melken mit dem Kuhschwanz ins Gesicht geschlagen. Außerdem war das Wetter schlecht. Es regnete. Eigentlich wollte er Heu machen, aber das ging bei Regen nicht, denn das Gras konnte ja nicht trocknen.

Der Bauernhof von Bauer Bollejan lag nicht weit entfernt von der Schule. Im Reich des kleinen, dicken Königs lebten und arbeiteten die Bauern ganz anders als wir das kennen. Sie hatten viel weniger Tiere und mussten Abgaben leisten. Bauer Bollejan zum Beispiel lieferte jedes Jahr 5 Hühner und 3 Gänse am Königshof ab, immer Anfang Januar. Die Arbeit der Bauern bestand noch aus ganz viel Handarbeit, Traktoren und Maschinen gab es nicht und Pferde als Zugtiere besaßen nur wenige, denn die waren teuer.

Als Bauer Bollejan nach dem Frühstück nach draußen kam, war auch noch die Ziege Antonia plötzlich weg. Eigentlich war sie auf der Wiese an einen Pflock angebunden. Der hatte sich gelöst und sie war weggelaufen. Irgendwann stand sie auf dem Schulhof. Der König und die Königin waren an diesem Tag nicht da. Wieder einmal hatten Staatsgeschäfte sie daran gehindert, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Die Kinder, die gerade Rechenaufgaben lösten, sahen die Ziege und stürmten nach draußen. Sie streichelten sie, pflückten Löwenzahnblätter für sie und passten auf, dass sie nicht in den Garten des Lehrers lief und von dem Gemüse futterte.

Dann kam Bollejan angelaufen, sein Gesicht war sehr brummig und er schimpfte vor sich hin. Doch als er die Kinder mit der Ziege sah, besserte sich seine Laune ziemlich bald und die Brummigkeit verschwand aus seinem Gesicht. Er nahm den Strick, an dem die Ziege Antonia angebunden war und zog mit ihr von dannen. Als er zu Hause ankam, war seine Frau wieder da und hatte bereits einen heißen Tee gekocht.

Der Lehrer jedoch holte die Kinder wieder in die Schule zurück und malte ein kleines b und ein großes B an die Tafel. Die Kinder wussten sofort, dass das die Buchstaben waren, die zum brummigen Bauern Bollejan passten. Sie schrieben sie in der Luft und auf den Tischen nach und rannten dann auf den Schulhof, um das kleine b und das große B ganz oft in den Sand zu zeichnen. Dabei riefen sie sich Wörter zu, die mit einem b und einem B begannen. Wie immer schnatterten sie lustig durcheinander und Hannes sah ihnen dabei zu. Er hatte alles beobachtet und die Ziege Antonia war sowieso seine heimliche Freundin.

Und dann kam ein Bote des Königs vorbei. Er hatte die Schiefertafeln des kleinen dicken Königs und der Königin dabei. Darauf schrieb der Lehrer die neuen Buchstaben. Und so konnten die beiden am Abend im Schloss üben.