1011 Hoher Besuch

11 Hoher Besuch

Am nächsten Morgen erschienen die meisten Schüler deutlich früher in der Schule als sonst. Ein König kam ja nicht alle Tage. Die meisten hatten sich besonders gründlich gewaschen und ihre Fingernägel gereinigt. Doch weil sie schon so früh da waren und wie immer vor Beginn des Unterrichts draußen spielten, hatten fast alle bald wieder ziemlich schmutzige Hände und auch die Fingernägel waren alles andere als sauber. Enno und Emma waren weiter gezogen.


Dann hörte man das Klingen einer Glocke. Es war zunächst noch weit entfernt, doch es näherte sich schnell. Der Klang kam von der Glocke an der Kutsche des Königs, der sich tatsächlich auf den Weg zur Schule gemacht hatte. Die Kutsche war wie immer prächtig geschmückt. Vorn thronte der Kutscher in seiner Kutscheruniform, darin saßen der kleine dicke König und ein Diener.


Die Kinder mussten sich in Reihen aufstellen. Die Kutsche hielt, der Diener öffnete die Tür und der kleine dicke König stieg aus. Er drehte beim Aussteigen allen den Rücken zu, denn er war nicht nur dick, sondern auch ängstlich, dass er die Stufen der Kutsche verfehlen würde. Doch er schaffte es und wandte sich an den Lehrer und die Kinder.


"Guten Morgen," begann er mit seiner tiefen Königsstimme, "ich freue mich, dass ihr mich so herzlich begrüßt. Ich möchte gern hören, was ihr in letzter Zeit gelernt habt." Der Diener führte ihn in das Schulhaus, schleppte einen wuchtigen Sessel herbei und der König nahm darin Platz.


Der Lehrer wollte gerade anfangen zu berichten, da entdeckte der kleine dicke König die Tafel mit den Buchstaben. "Was ist denn das?" wollte er wissen. Eines der Kinder erklärte ihm, das seien Buchstaben. Mit dieser Erklärung konnte der König erst einmal nichts anfangen. Ein anderes Kind berichtete von den Zirkuskindern und ein drittes sagte: "Mit den Buchstaben kann man Wörter schreiben und die kann man dann lesen und damit kann man prima Geschichten festhalten."


Da schoß es dem König wie ein Blitz durch den Kopf. Damit konnte man Geschichten festhalten? Das wäre ja die Lösung für das Problem, das ihm in seinem Traum begegnet war. "Das will ich auch lernen!" entfuhr es ihm. Er war sehr aufgeregt. "Kann ich das denn lernen?" fragte er den Lehrer. Da rief ein Kind: "Natürlich kannst du das. Du musst nur einfach jeden Tag in die Schule kommen. Wir wollen das ja auch lernen." Es war ihm so rausgerutscht, denn eigentlich musste man den König mit "Majestät" oder mit "Königliche Hoheit" anreden.


Der König achtete nicht darauf. "Das mache ich!" rief er. "Und die Königin bringe ich auch mit!" Das gefiel den Kindern. Der Lehrer war sowieso einverstanden, auch weil er hoffte, er würde dann endlich einen besseren Lohn bekommen.

Das könntest du tun:

  • Lies die Geschichte vor oder erzähle sie möglichst lebendig.
  • Dann stelle einige Fragen zum Text:
  • Warum hatten die Kinder am Morgen schon bald wieder schmutzige Hände und Fingernägel?
  • Woran erkannten die Kinder, dass sich die Kutsche des Königs näherte?
  • Wer saß auf und in der Kutsche?
  • Wie stieg der König aus?
  • Worin saß der König im Klassenraum?
  • Was wollte der Lehrer berichten?
  • Was entdeckte der König plötzlich?
  • Welches Problem des Königs könnte durch die Buchstaben gelöst werden?
  • Was kündigte er an?
  • Die Ankunft des Königs oder das Gespräch im Klassenraum könnt ihr auch spielen.
  • Erzähle den Kindern von den Königen, die es heute wirklich gibt. (Großbritannien, Niederlande, Spanien, Schweden, Dänemark, Norwegen). Vielleicht kannst du auch einige Bilder zeigen.
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