1002 Herr König und Frau Königin

2 Herr König und Frau Königin

Vor langer, langer Zeit, als es noch keine großen Städte gab und keine Hochhäuser, als noch keine Eisenbahn fuhr und kein Auto, als die Fernseher noch nicht erfunden waren und auch keine Computer, da lebte einmal ein König. Er war sehr dick und sehr klein, kaum größer als ein Kind. Er liebte bunte Uniformen, hatte einen kugeligen Bauch und einen schwarzen Bart. Jeden Abend musste ihm ein Diener eine dicke Zigarre anzünden, die er mit Genuss rauchte.


Seine Frau war lang und dünn und die Leute lachten über das ungleiche Paar. Das taten sie natürlich nur heimlich, so dass es der kleine dicke König und seine Frau nicht merkten. Doch man mochte sie trotzdem gern, denn der König und die Königin waren witzige und fröhliche Menschen. Der König plauderte gern mit diesem und jenem und die Königin lachte dazu laut und häufig. Dann hielten sich allerdings die Katzen die Ohren zu, denn sie lachte grell und ihre Stimme war sehr gluckerig und machte quietschige Töne. Den Rauch von Zigarren mochte sie überhaupt nicht.

Der König und die Königin wohnten in einer Burg, die sie etwas übertrieben als Schloss bezeichneten. Sie konnten eins nicht leiden: Traurigkeit. Wenn ein Kind weinte, weil es sich das Knie aufgeschlagen hatte, dann musste der Bäckermeister des Schlosses einen Kuchen backen und dem Kind schenken. Und wenn ein älterer Mensch Schmerzen im Knie oder im Rücken hatte, dann bekam er kostenlos eine Salbe aus der königlichen Apotheke.


Zweimal im Jahr zogen Ausrufer durch das Land und verkündeten das wichtigste Gesetz des Landes: Schlechte Laune verboten! Die meisten versuchten, sich daran zu halten.


Die Leute führten ein einfaches Leben und die Arbeit auf den Feldern, in den Bergwerken und in den Werkstätten war schwer. Doch fast allen ging es gut, und weil sie es nicht besser wussten, waren sie zufrieden.

Das könntest du tun:

  • Bereite einfache Kronen vor. Ein Kind wird zum König ernannt, ein anderes zur Königin. Heute muss der König nur herumstolzieren und seinen dicken Bauch und seinen schwarzen Bart vorführen, die Königin nur glucksen und quiekig lachen. In den nächsten Sequenzen wechseln die Rollen.
  • Lies die Geschichte vor. Die Kinder können sie auch anhören. Besser: Erzähle sie möglichst lebendig.
  • Stelle den Kindern diese Fragen zum Text:
  • Was war im Reich des kleinen dicken Königs noch unbekannt?
  • Wie sah der König aus?
  • Warum hielten sich die Katzen die Ohren zu, wenn die Königin lachte?
  • Was musste der Bäckermeister Kindern manchmal schenken?
  • Warum?
  • Welches war das wichtigste Gesetz des Landes?
  • Bring den Kinder allerlei bedrucktes Papier mit, lass sie Bilder, Buchstaben und Wörter ausschneiden und so ein kreatives Chaos entstehen. Einige können vermutlich schon ihren Namen schreiben. Gib ihnen Kreide und lass sie an der Tafel oder auf dem Schulhof damit malen.
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